7.August: Ein Super Tag und die hoffentlich letzte Nacht im Zelt...
Hallo liebe Leute,
heute war ein toller Tag, er fing schon sehr früh sehr gut an. Zuerst das übliche. Toilette, Zähne putzen usw. dann zurück zum Zelt, plötzlich sprach mich eine ältere Dame (ich schätze sie auf 72 Jahre) an und fragt mich, ob ich nicht einen Kaffee mit ihr trinken möchte, sowas würde doch zum richtigen wach werden dazu gehören! Ich willigte sofort ein und ging zu ihr herüber. Die besagte Dame war allein, ich denke vielleicht eine Witwe, sie erzählte mir, während wir unter ihrem Vordach saßen, dass sie schon mehrere Radfahrer zum Kaffee eingeladen habe. Ich freute mich sehr über ihre Einladung und sprach ihr ein großes Dankeschön aus, es sei schließlich nicht selbstverständlich, sie entgegnete mir, sie sei eine Frau der alten Generation und habe schon sehr viel mitgemacht und weiß woran es im Leben ankommt und wenn man helfen kann dann immer gerne! Ich war erstaunt über so eine überraschende und doch wahrhaftig zutreffende Aussage. Das Gespräch ging zuerst über Gott und die Welt, doch dann kamen wir irgendwie zu ihrem Enkel. Sie erzählte mir sie habe ihren Enkel groß gezogen, weil seine Mutter (ihre Tochter) ihn nicht wollte, am Anfang nicht und auch später fiel die Aussage er würde nur Arbeit und Dreck machen. Der besagte Enkel ist 19 Jahre alt und lebt seit kurzem auf der Straße, keine Ausbildung, kein Geld, eigentlich gar nichts. Klar selber schuld, aber es ging mir viel mehr um die ältere Dame die nun mit Tränen in den Augen ein Bild hervorkramte und es mir zeigte. Sie würde ihn immer unterstützen, hat ihm oft Geld gegeben, aber er hat alles verschlampt und für andere Dinge ausgegeben, ist an Kriminelle geraten und ist auf dem besten Wege, sein komplettes Leben in den Sand zu setzten. Weiter erzählte sie, dass ihre Tochter zu Anfang auch auf der Strasse gelebt hat und sich nichts hat sagen lassen. Sie war sehr traurig, erzählte aber auch das sie versucht sich abzuwenden, sie lässt ihn bei sich nicht mehr rein und hat sich auch vorgenommen ihm kein Geld mehr zu geben erzählte sie, ich muss sagen ich glaube nicht daran aber das ist auch nicht meine Baustelle, ich hatte genügend andere, eine davon war pünktlich in Pforzheim anzukommen und mich nicht großartig zu verfahren.
Ich hatte meinen Kaffee ausgetrunken und wollte langsam los, da sprach die alte Frau noch einmal zu mir ich solle mein Leben genießen und immer daran denken wie gut es mir geht, das wolle sie mir mit auf den Weg geben. Ich muss sagen es tat ganz gut zwischendurch mal zu hören, wie schlecht es doch tatsächlich anderen Menschen geht um selber wieder wertschätzen zu können, wie gut es einem selber doch geht.
Wieder am Zelt angekommen, kam der nächste. Ein älterer Herr (um die 80 Jahre) kam zu mir herüber, es war der selbe, der mir am Vorabend schon eine Flasche Gerolsteiner Wasser geschenkt hatte. Er fragte mich wie es denn aussehen würde, ob ich wüsste, wie ich denn nun Richtung Darmstadt komme und vorher einen guten Bäcker zum Frühstücken erwische. Nein sagte ich, er sprach zu mir , ich solle mein Zelt abbauen und alles andere zusammenpacken und wenn ich soweit bin mich bei ihm melden, dann würde er mich ein Stück auf dem Fahrrad begleiten und mit alles zeigen.
Perfekt, besser konnte der Tag nicht beginnen. Wir fuhren also los, er natürlich mit 80 Jahren ein Elektrorad, hinter dem ich kaum hinterher kam, Berg auf, Berg ab, ich war schon jetzt schweißgebadet. Beim Bäcker angekommen bedankte ich mich mehrmals, ab hier musste ich mich wieder alleine durchkämpfen.
Ich frühstückte in Ruhe und dann ging es über Darmstadt durch viele kleine Orte bis hin nach Mannheim. Mannheim war toll, auch wieder eine Universitätsstadt, es war viel los auf den Straßen und das Leben pulsierte dort. Ich habe viele Blöcke gesehen in denen grob geschätzt bis zu 200 Parteien wohnten oder vielleicht sogar auch mehr. Außerdem bin ich über und auch am Rhein entlang gefahren, auch am Neckar bin ich gewesen. Durch Mannheim durch stellte sich mir wieder die übliche Frage. Wo schlafe ich heute Nacht?
Nachdem ich 5 Campingplätze angerufen hatte, die entweder voll, oder einige, die weiter weg waren, zu früh geschlossen hatten, habe ich einen Campingplatz in Speyer erreicht der in der Nähe wär und noch geöffnet hatte, also fuhr ich dorthin, eigentlich kommt man nur mit einer Fähre über den Rhein, aber ich bin einen großen Bogen gefahren und habe eine andere Brücke genommen, wahrscheinlich steht die Fährüberfahrt nun morgen an aber gut, mal sehen was kommt. Nun bin ich wie gesagt auf dem Campingplatz in Speyer zwischen dem Steinhäuserwühlsee und dem Wammsee gelandet.
Es war ein wunderschöner Tag, der heute mit 104 gefahrenen Km endet.
Bis Pforzheim sind es laut Google noch ca. 60 Km, aber ihr wisst ja was ich davon halte. Auf jedenfall bin ich davon überzeugt, dass ich morgen mein Ziel erreichen werde und freue mich schon jetzt darauf:-)
Also bis morgen euer Tobi...